Dao Wissen - Mensch & Natur - Mythologie

changre1Chang'e – Die Mondfee

Es gibt ein schönes altes Märchen, welches seit langer Zeit in China erzählt wird. Sein Titel könnte lauten: „Wie Chang'e zum Mond flog“ oder auch: „Die Mondfee“.1 In ihm wird die Geschichte des schönen Mädchens Chang'e erzählt, wie sie zu einer Unsterblichen wurde und zum Mond flog. Die Geschichte geht ungefähr so:

„Zur Zeit des Kaisers Yao begegnete dem Fürsten Yi unter einem Lorbeerbaum das wunderschöne Mädchen Chang'e. Die beiden vermählten sich. Einige Zeit danach geschah es tatsächlich, dass zehn Sonnen am Himmel aufgingen. Sengende Hitze entflammte alle Pflanzen und Bäume. Ungeheuer und bösartige Tiere nutzten die Gelegenheit, Unheil anzurichten. Die Menschen des Reiches litten Hunger und waren bedroht durch vielerlei Arten von Gefahr. Da tötete der Yi im Auftrag seines Kaisers mutig alle wilden Kreaturen und schoss neun der zehn Sonnen vom Himmel herunter. Und die Menschen jubelten zu Ehren des Yao und priesen die heldenhaften Taten des Yi.

Eines Tages ging dem Yi bei der Jagd sein Pferd durch. So wurde er weit fort bis an den Berg Kunlun getragen und begegnete der Königin-Mutter am Jaspis-See. Diese schenkte dem Helden das Elixier des Lebens, welches er mit sich nach Hause trug. Dort bat er seine Vermählte Chang'e darum, es sorgfältig aufzubewahren. Da geschah es, als Yi nicht zu Hause war, dass sein Schüler Fengmeng von Neid übermannt wurde und darauf ausging, das kostbare Elixier an sich zu bringen. Aber Chang'e stellte den Fengmeng auf frischer Tat. Voller Scham versuchte Fengmeng alles zu verdecken durch die Ermordung des Mädchens. In ihrer schrecklichen Not entschloss sich die Hüterin im allerletzten Moment dazu, das Elixier selbst zu trinken, um es zu bewahren. Da erhob sich die schöne Chang'e wie durch Flügel getragen vom Boden und stieg empor in Richtung des leuchtenden Mondes, wo sie noch heute wohnt.“  

Wie nur konnte es Chang'e, einem schönen aber sonst ganz gewöhnlichen Mädchen gelingen, zum leuchtenden Mond zu fliegen? Manche behaupten, sie habe das Elixier ihres Mannes aus Neugier oder Eigensucht gestohlen, um es an sich selbst zu probieren – ein wirklich sehr ungerechter Vorwurf! Fest steht, dass magische Verwandlungen mit ihr vorgingen, durch welche sie fähig wurde zu fliegen: Das einfache Mädchen wird zur Unsterblichen. Wer Chang'e des Diebstahls beschuldigt, wird ihrer Geschichte gar nicht gerecht. Könnte denn eine Diebin zur Göttin aufsteigen? Stünde es dann nicht schlecht um die Gesetze des Dao? Nur Unwissenheit oder patriarchalischer Chauvinismus kann die Wahrheit so eintrüben. Chang'e hat uns Wesentlicheres mitzuteilen. Ihre Geschichte enthält den Leitfaden zur Kultivierung des Inneren in einer Epoche des Wandels und Übergangs zwischen zwei Zeitaltern. Der Ursprungsgedanke der Erzählung wurde zwar entstellt, doch erhielt sich ein Teil seiner Essenz und die originäre Gestalt des Märchens liegt noch immer im Namen des Mädchens verborgen:

嫦娥

– Chang'e! – ihr Name selbst umschreibt den daoistischen Transformationsprozess des Lebens, synchrone Selbstkultivierung in Übereinstimmung mit den gewaltigen Veränderungen von Erde und Natur. Und die Verwandlung unserer Heldin steht ganz im Einklang mit der Lehre von Name und Gestalt aus den Doktrinen des Huangdi und des Laozi. Ihr Name selbst ist wie ein Gefäß voller Information. Betrachten wir einmal die Schriftzeichen, aus denen er aufgebaut ist:

„Chang“ – – heißt „einfach“/ „schlicht“. Dieses Wort bildet den ersten Teil des Namens.

, d.i. das linke Teilzeichen aus „Chang“, bedeutet „Frau“/ „weiblich“.

heißt „Falter“/ „kleiner Schmetterling“;

, der linke Teil des „Falter“-Zeichens für sich allein genommen, bedeutet soviel wie: „Wurm“/ „Gewürm“/ „Tierchen“.

Das Zeichen „Frau“/ „weiblich“ (女) verwandelt das linke Teilzeichen „Tierchen“ (虫) innerhalb der gewöhnlichen Bezeichnung für „Falter“ (蛾). Die nicht denotierte Bedeutungsebene schimmert bei der Nennung des Namens der Chang'e hindurch; betrachtet man innerlich das im Hintergrund anwesende aber nicht-sichtbare Teilzeichen 虫, so offenbart sich die tiefere Bedeutung.  

changre2Würmer mit schwarzen Haaren

Die Menschen seien wie „Würmer mit schwarzen Haaren“, sie führten ein geschäftig wühlendes Leben in kleinlichen Erfüllungen und Enttäuschungen, ohne im Ganzen weit voran zu kommen – so sagten die Alten Meister, wenn sie ihre Schüler zur Selbstkultivierung motivieren wollten. „Lebe wie ein Drache, nicht wie ein Wurm!“, so sagt ein chinesisches Sprichwort. In Krisenzeiten wächst das Bewusstsein. Dunkelheit vor Einbruch der Dämmerung führt den Menschen zurück zu Chang'e. Sein Sinnen und Trachten richtet sich auf den freien Flug, in welchem der Falter die Metamorphose vollendet. Und wem es gelingt, noch vor Morgendämmerung durch die Dunkelheit zu gelangen, der wird den Anbruch der neuen Ära freudig willkommen heißen.

Unter Wirkung des Elixiers der Unsterblichen unternahm die schmetterlingsgleiche Chang'e den Sprung. Wir aber finden ihre Medizin nur im Inneren unseres Körpers, nicht außerhalb. Sie wächst im Herzen, man kann nur innen nach ihr suchen. Kultivierung mit dem Schlüssel des Dao-De lässt die innere Medizin erscheinen und ihre Wirkung wird sich entfalten. Wie die Raupe entsteigen die Verwandelten dem Gespinst und brechen aus in die Freiheit des Raumes. 

 

1Es taucht in etlichen Schriften auf, wie beispielsweise im Huai Nan Zi (淮南子), im Huai Nan Hong Lie Ji Jie (准南鸿烈集解),Ling Xian(灵宪), You Xia Zhi Zhuan (有夏志传), Kai Pi Yan Yi (开辟演义), sowie in Sammlungen wie den Fabeln aus 72 Dynastien (七十二朝人物演义) oder den Märchen aus der alten Zeit (上古神话演义).

 

                                                                                                                                                                                        -C.X.-W.L.-d.b.-

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