Die drei im Menschen verborgenen Schätze
Essenz, Energieströme und Lebensgeister
In den schriftlichen Abhandlungen und den mündlichen Überlieferunen aus der altchinesischen Dao-Medizin geht es zentral um die sogenannten „Drei Schätze“: Essenz (a), Energieströme (b) und Lebensgeister (c). Das gelungene oder misslungene Zusammenspiel dieser drei bestimmt die Richtung, die das Seelenwesen Mensch als Ganzheit von physiologischen und spirituellen Funktionskreisen einschlägt.
(a) Die im Kreuzbein eingelagerte Essenz, Jing (精), speist als Energiereservoir die materiellen und immateriellen Lebensfunktionen des menschlichen Organismus. Jing hat maßgeblichen Anteil an Wachstum und Erhaltung der Gewebestrukturen im Körper, d.h. Jing kann sich verdichten zur materiellen Gestalt; oder aber es verwandelt sich in das noch 'feinstofflichere' hochenergetische Qi und dient auf diese Weise der Energiezufuhr und den Arbeitsroutinen im Körper.
(b) Die unsichtbaren Ströme des Qi (炁) durchziehen den Körper und sorgen für einen kontinuierlichen Transfer von Energie in alle Körperregionen hinein und hinaus. Das im Leibesinneren zirkulierende Qi kann – beispielsweise durch die Übungen des Nei Gong, des Qi Gong u.ä. (vgl. hierzu auch den entprechenden Artikel in der Sektion Übung & Meditation) – von außen her durch kosmisches Qi angereichert werden. Dies geschieht durch die bekannten Akupunkturpunkte auf der Körperoberfläche. Daneben wird sogenanntes „verbrauchtes“ Qi durch andere Punkte nach außen abgeleitet.
(c) In den Hauptorganen des Körpers wohnen die Shen-Lebensgeister (神). Sie kontrollieren und befördern die physiologisch-energetischen Abläufe innerhalb der Organe und der ihnen zugeordneten Gewebe. Agieren sie in Harmonie miteinander, dann geht es dem Menschen gut, bzw. er schlägt den Weg der Gesundung ein. So läßt sich der Organismus auch als Lebensgemeinschaft der Shen betrachten.
Auf ihrem Weg in den Westen ging in der mittlerweile auch bei uns populären „Traditionellen Chinesischen Medizin“ (TCM) der Shen-Aspekt verloren, und man beschränkte sich therapeutisch auf die Restitution der Essenz sowie die Verbesserung des Qi-Status. Die Dao-Medizin bewahrt noch die alte Lehre von der Gesamtheit aller Drei Schätze: Jing, Qi und Shen (vgl. Chunjin Xiong: Youtube).